Industrie

letztes Update
09.11.2023

Rund 37,5 % der österreichischen Treibhausgasemissionen werden durch den Industriesektor[1] verursacht, weil die Produktion von Stahl, Eisen, chemischen Erzeugnissen, Zement und Glas energie- und prozessbedingt emissionsintensiv ist.[2] [3] [4]

[1] ohne öffentliche Strom- und Wärmeproduktion
[2] vgl. UBA, 2023a, S. 105
[3] vgl. UBA, 2023a, S. 125f.
[4] vgl. UBA, 2023a, S. 129

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Dadurch ist dieser Sektor sehr bedeutsam. Zudem werden viele unserer Konsumgüter importiert.[5] [6]

Dafür werden wiederum viele natürliche Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, Metalle und für High-Tech Produkte auch Seltene Erden benötigt, deren Gewinnung umweltschädlich, energieintensiv und damit auch klimaschädlich ist.[7] [8]

Die Verfügbarkeit der Ressourcen ist daher von geopolitischer Bedeutung.[9] [10]

Gleichzeitig werden die Ressourcen aber durch unser Konsumverhalten sowie durch mangelnde Kreislaufwirtschaft verschwendet.

Dabei ist das Recycling von Metallen oft nach wie vor teurer als deren Gewinnung aus Erzen.[11]

[5] vgl. Fischer et al., 2022, S. 5ff.
[6] vgl. Luckeneder et al., 2021, S. 12
[7] vgl. Statistik Austria, 2023c
[8] vgl. Luckeneder et al., 2021, S. 5ff.
[9] vgl. UNEP, 2019, S. 45ff.
[10] vgl. Europäische Kommission, 2023a
[11] vgl. Gerold & Antrekowitsch, 2021, S. 22

Worauf müssen sich Unternehmen einstellen?

Ab 2025 müssen alle großen Unternehmen unter anderem eine regelmäßige Treibhausgas-Emissionsbilanz gemäß EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeits-Berichterstattung (CSRD) durchführen.

Für mittlere und kleine börsennotierte Unternehmen (ausgenommen Kleinstunternehmen) gilt diese Pflicht ab 2026.[12]

[12] vgl. Europäische Kommission, 2022a, L 322/77
Stichtag01.01.2024*01.01.202501.01.2026
Bilanzsumme> 20 Millionen €> 20 Millionen €> 4 Millionen €
Nettoumsatzerlöse> 40 Millionen €> 40 Millionen €> 8 Millionen €
Anzahl der Beschäftigten> 500> 250> 50
* gilt für börsennotierte Unternehmen sowie Banken und Versicherungen;
2 von 3 Kriterien müssen erfüllt sein

Doch auch kleinere Unternehmen können ihre Emissionsbilanzen beispielsweise mit dem Tool ESG-Cockpit erheben.

Damit können etwa automatisiert Vorlagen für Nachhaltigkeitsberichte erstellt werden oder Umweltkennzahlen für verschiedene Zwecke (z. B. ISO 14001, EMAS, GRI, CDP, inklusive SDGs und Gemeinwohlökonomie) verwaltet werden.[13] [14]

Durch diese Datenbasis können Ökobilanzen zu einzelnen Produkten und Dienstleistungen berechnet werden, die später in der Kundenkommunikation verwendet werden können.[15]

Es zahlt sich also aus, jetzt schon nach entsprechender Expertise Ausschau zu halten und aufzubauen.

Für die Berechnung der firmeneigenen Emissionen sind folgende Informationen von Relevanz:

[13] vgl. ESG-Cockpit, o. J.
[14] siehe Beispiele in UniNEtZ, 2021c, S. 6f.
[15] vgl. UBA, o. J. b
  • Menge der eingesetzten Materialien und Hilfsstoffe
  • direkter Energieverbrauch im Unternehmen
  • produzierte und verkaufte Energiemengen
  • Mobilitätsverhalten von Personen und Gütern
  • Emissionen entlang der Wertschöpfungskette
  • flüchtige Kältemittelmengen

Dazu werden die ermittelten Mengen entsprechend den Ursprungsquellen klassifiziert:

innerhalb des Unternehmens (Scope 1),

leitungsgebundener Energiebezug von Außen (Scope 2),

durch die Unternehmenstätigkeit verursachte Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3) – etwa aus zugekauften Rohstoffen oder aus dem Pendelverkehr der Belegschaft.[16]

Das Land Steiermark bietet im Rahmen des WIN-Programms Unternehmen individuelle Beratungen und weitere Informationen an.[17]

[16] vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2020, S. 2 
[17] vgl. Land Steiermark, 2023b

Eigene Darstellung basierend auf Wikpedia / CC BY 4.0

Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen

Neben dem Reporting werden Unternehmen auch ihr Geschäftsmodell anpassen bzw. erweitern müssen, indem sie z. B. durch Ökodesign oder Product-as-a-Service-Angebote (also Leasing- oder Abonnements-Möglichkeiten) ihren Rohstoffverbrauch senken.[18]

Eine gute Zerlegbarkeit, Reparierbarkeit und Langlebigkeit der Produkte trägt wesentlich zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft bei.[19]

Eine weitere Möglichkeit zur Emissionsreduktion liegt in der Bioökonomie, im Ersatz fossiler Rohstoffe durch biobasierte.[20]

[18] vgl. Wieser & Kaufmann, 2022, S. 10
[19] vgl. Ellen MacArthur Foundation, 2021, S. 21
[20] vgl. Ellen MacArthur Foundation, 2021, S. 62

Sinn und Unsinn des Einsatzes von Wasserstoff

Die Produktion von grünem Wasserstoff wird ein wichtiges Element der Sektorenkoppelung werden.

So kann aus überschüssigem Ökostrom mittels Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) gewonnen werden. Wasserstoff ist leichter speicher- und transportierbar als elektrische Energie, die in Akkus gespeichert wird.

In der Steiermark wird beispielsweise im Projekt HyGrid2 erforscht, wie bestehende Gaspipelines für den Transport und die Speicherung von H2 ertüchtigt werden können.[21] Eine weitere Herausforderung stellt die Auslastung der für die H2-Produktion nötigen Elektrolyseure dar: Je länger diese laufen können, desto wirtschaftlicher wird die Anlage bzw. es sinkt der erforderliche Förderbedarf.[22]

Entscheidend wird daher sein, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen gestaltet sein werden, damit eine hohe Auslastung bei schwankender Stromproduktion – wie es bei erneuerbaren Energieträgern der Fall ist – erreicht werden kann.[23]

Wir werden H2 aber nicht im Überfluss produzieren können, da die Produktion energieintensiv ist und nur schwer mit erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden kann.[24]

Deshalb wäre es sinnvoll, den Einsatz von H2 auf schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie etwa der Düngemittel-, Stahl-, Grundstoffindustrie, Flug- oder Schifffahrt zu begrenzen.

Wasserstoff wird vor allem in der Energiewirtschaft sehr wichtig sein.[25] [26] [27]

[21] vgl. ÖVGW & FGW, o. J.
[22] vgl. Agora Energiewende, 2022, S. 32f.
[23] vgl. Frontier Economics, 2021, S. 46ff.
[24] vgl. Frontier Economics, 2021, S. 51f.
[25] vgl. IPCC, 2022b, S. 1315
[26] vgl. Liebreich, 2021
[27] vgl. Agora Energiewende, 2022, S. 12

Neue Wirtschaftskreisläufe

Heute folgt die Produktentwicklung oft noch einer linearen Denklogik: Woher bekommen wir die Rohstoffe für das Produkt, was benötigen wir für den Produktionsprozess und was geschieht mit den Nebenprodukten?[28]
In den seltensten Fällen wird bei der Produktentwicklung die Entsorgung mitgedacht, was zwangsläufig zu einer „Wegwerfwirtschaft” führt.[29] In Zukunft wird es – speziell im rohstoffarmen Europa[30] – darum gehen, Rohstoffe im Kreislauf zu führen.

[28] vgl. Wieser & Kaufmann, 2022, S. 9f.
[29] vgl. CCCA, 2023b, S. 1
[30] vgl. Europäische Kommission, 2023a

Die Funktionsweise der Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft bedeutet einerseits, dass wir so weit wie möglich und sinnvoll natürliche Grundstoffe verwenden, die nachwachsen und damit Kohlenstoff binden (biologische Kreisläufe). Andererseits wird es darum gehen, die Material- und Energiekreisläufe zu schließen, zu verlangsamen und zu verringern (technische Kreisläufe).[31]

[31] vgl. CCCA, 2023b, S. 1f.

Insgesamt soll so der Bedarf an Primärrohstoffen, die z. B. aus der Natur gewonnen werden, gesenkt werden. Momentan werden in Österreich sowie der EU knapp 12 % des Ressourcenbedarfs durch Recycling gedeckt.[32]

Beim Recycling ist zu beachten, dass die Materialqualität je nach Verwendungsdauer und -zweck abnimmt, wodurch für einen Stoff oder ein Produkt eine neue Verwendung gefunden werden muss. Beispielsweise können Batterien aus E-Autos als Stromspeicher in Gebäuden für viele weitere Jahre zum Einsatz kommen.[33]

Ist das Verwendungspotenzial ausgeschöpft, kann das Ausgangsmaterial durch Verbrennen ein letztes Mal zur Wärmegewinnung genutzt werden oder verrotten, falls es biologischen Ursprungs ist.

[32] vgl. Eurostat, o. J.
[33] vgl. Ellen MacArthur Foundation, 2021, S. 54

Übersicht zu Recyclingquoten ausgewählter Rohstoffe

Rohstoffe werden von der EU als strategisch (*) bzw. kritisch (**) eingestuft.[34]

Als „strategisch” gilt ein Rohstoff dann, wenn er für den grünen oder digitalen Wandel, die Verteidigung oder die Raumfahrt von Bedeutung ist.[35]

Als „kritisch” wird ein Rohstoff eingestuft, wenn Risiken in der Lieferkette bestehen (bspw. bei Monopolanbietern) oder, wenn ein Rohstoff für die Wertschöpfung einzelner Wirtschaftssektoren unerlässlich ist.[36]

Diese Klassifizierung dient somit der Identifizierung geopolitischer Risiken, die wirtschaftspolitische Folgewirkungen mit sich bringen können. Daher ist es sinnvoll, diese Rohstoffe so gut wie möglich zu recyceln. Seltene Erden (SE) werden allgemein als „kritisch” eingestuft, werden aber hier aufgrund der Begrenzung des Umfangs nicht vollständig angeführt.

[34] vgl. Europäische Kommission, 2023b, S. 1ff.
[35] vgl. Europäische Kommission, 2023b, S. 1
[36] vgl. Europäische Kommission, 2023a

„Kreislaufprodukte“ werden vor allem in den schwer zu dekarbonisierenden Industrien an Bedeutung gewinnen, wie etwa in der Luftfahrt und in der Chemie oder als Ersatz erdölbasierter Kunststoffe.[37] Eine konsequente Ressourcenschonung könnte bis 2030 die gesellschaftlichen Kosten des Materialverbrauchs um 25 % reduzieren.[38]

[37] vgl. IPCC, 2022a, S. 829
[38] vgl. Ellen MacArthur Foundation, 2015, S. 33, 37f.

Mit der Etablierung der Kreislaufwirtschaft trägt vor allem die Industrie und das produzierende Gewerbe zum Klima- und Umweltschutz bei.[39]

[39] vgl. CCCA, 2023b, S. 2

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