Das Auto

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08.11.2023

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Der Verkehrssektor (Personen- und Güterverkehr) ist für 27,8 % der Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich[1] und zu 94% von fossilen Energien abhängig.[2]

[1] vgl. UBA, 2023a, S. 84
[2] vgl. BMK, 2022a, S. 7

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Beim individuellen CO2-Fußabdruck – inklusive der importierten Emissionen (konsumbasierte Bilanz) – sind es im Schnitt 27 %.[3]

Während alle anderen Sektoren[4] eine Abnahme verzeichnen, steigen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor hauptsächlich aufgrund des Straßenverkehrs. Der Pkw ist damit die größte Herausforderung der österreichischen Klimapolitik.

Während hier die Technologie zwar Fortschritte macht, bremst der Faktor Mensch durch sein Nutzungsverhalten: Wir haben mehr und größere Autos, wir fahren weitere Strecken, und vermehrt alleine.[5]

Deswegen trägt die Elektrifizierung des Autos nur einen Teil zur Lösung bei, sie ist aber nicht ausreichend.

Vielmehr muss die sanfte Mobilität (zu Fuß, Rad und öffentlicher Verkehr) zum Rückgrat unserer Alltagswege werden.

Der öffentliche Verkehr ist bereits Spitzenreiter in der E-Mobilität.[6]

[3] vgl. mein-fussabdruck.at, 2023
[4] mit Ausnahme der fluorierten Gase im Kühlbereich, der Schaumstoffherstellung und Halbleiterherstellung.
[5] vgl. UBA, 2023a, S. 145f.
[6] vgl. VCÖ, 2023a, S. 18ff.

Bumerang-Effekt

Der Bumerang-Effekt (auch Rebound-Effekt) beschreibt das Phänomen, dass Einsparungen aufgrund von Effizienzsteigerungen (z. B. durch technischen Fortschritt) nicht oder nur teilweise wirksam werden.

Im Falle des Autos bewirken effizientere Motoren etwa, dass die eingesparte Energie durch ein Mehr an PS und an gefahrenen Kilometern kompensiert wird.

Ebenso kann mit demselben Energieeinsatz mehr Masse bewegt werden, also schwerere Autos.

Im schlimmsten Fall kann erhöhte Effizienz zu einer absoluten Steigerung des Kraftstoffverbrauchs – und damit der Kosten und Treibhausgasemissionen – führen.[7] [8] [9]

[7] vgl. VCÖ, 2022a
[8] vgl. UBA-DE, 2016, S. 4f.
[9] vgl. VCÖ, 2022b, S. 10f.

Grafik: vgl. VCÖ, 2022a

Würde man den gesamten Auto-Bestand durch E-Autos ersetzen, so stiege der aktuelle österreichische Strombedarf um etwa 16-20 %.[10] [11] [12]

Obwohl das E-Auto im Vergleich zum Verbrenner besser abschneidet, löst es nicht die Probleme

  • der teuren Infrastruktur,
  • der „grauen” Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung der Fahrzeuge entstehen,
  • der Ineffizienz aufgrund des geringen Besetzungsgrades von durchschnittlich 1,14 Personen/Autofahrt,
  • sowie des enormen Platzbedarfs in Form von Straßen und  Parkplätzen.

In diesem Zusammenhang ist auch die Raum- und Verkehrsplanung gefordert, vor allem um kompakte Siedlungsstrukturen zu entwickeln und Ortskerne zu beleben, die ohne Autoverkehr auskommen.

[10] vgl. Dugan et al., 2021, S. 7f.
[11] vgl. Oesterreichs Energie, o. J.
[12] vgl. Klima- und Energiefonds, 2022, S. 8
Dirk Verweyen / stock.adobe.com

Der Anteil des Pkw an den gesamten Treibhausgasemissionen

Im Bereich des Personenverkehrs sorgen Autos für 98,6 % und Motorräder und Mopeds für 1,4 % der Emissionen. Im Güterverkehr verteilen sich 73 % auf LKWs und 27 % auf leichte Nutzfahrzeuge.[13] [14] Der Tanktourismus wurde hier nicht berücksichtigt.

[13] Eigene Darstellung basierend auf UBA, 2023a, S. 84, 142
[14] Eigene Berechnung basierend auf UBA, 2023b, S. 142

Was können wir tun?

Die einfache Antwort ist: Das Auto öfter stehen lassen.

Dies spart Geld und senkt die Treibhausgasemissionen. Dabei stellen gerade kurze Distanzen vergleichsweise einfache Hebel dar.

So sind derzeit etwa 40 % aller Autofahrten nicht länger als 5 km.[15] Solche Strecken können gut mit dem Rad, E-Bike, Skateboard, Scooter, den öffentlichen Verkehrsmitteln (wo vorhanden) oder (bei kürzeren Wegen) zu Fuß erledigt werden. Aktive Mobilität hält uns zudem fit.

Bei längeren Distanzen punktet die Bahn vor allem zwischen den Zentren. Mit der Fertigstellung des Semmeringbasis- und Koralmtunnels werden sich die Reisezeiten auf der Achse Wien-Graz-Klagenfurt-Villach drastisch verkürzen, das Auto wird überholt.

Zudem steht der weitere Ausbau des Regionalbusnetzes mit besserer Taktung in vielen Regionen der Steiermark bevor.[16] Das Klimaticket bietet eine günstige Alternative zum Auto.

Für die letzte Meile gibt es vereinzelt schon Mikro-ÖV-Systeme wie beispielsweise das regioMOBIL Südweststeiermark.[17]

[15] vgl. bmvit, 2016, S. 90
[16] vgl. Land Steiermark, o. J. a
[17] vgl. regioMOBIL Südweststeiermark, o. J.

Grafik: David Steinwender, CC0

Pendeln zwischen Graz und Leoben: Diesel-Pkw und Klimaticket Steiermark im Kostenvergleich.

Das Klimaticket Steiermark kostet auf der Strecke Graz-Leoben mit einem Preis von 468 € im Vergleich rund 7-mal weniger als ein Diesel-Pkw und kann darüber hinaus das gesamte Jahr auch für andere Zwecke genutzt werden.

Für das Rechenbeispiel wurden 470 Fahrten (=235 Arbeitstage) zu je 67 Kilometer bei einem Dieselverbrauch von 6,9 Liter pro 100 Kilometer und ein Dieselpreis von knapp 1,50 € pro Liter angenommen.[18]

Fixkosten wie Anschaffungspreis, Versicherung, Pickerl oder Abnutzung wurden nicht berücksichtigt.

[18] Eigene Berechnung, Dieselpreis vom 08. Mai 2023: 1,496€ pro Liter

Können alternative Kraftstoffe die Zukunft sein?

Aktuell versprechen neue Technologien die Lösung. Allerdings werden sie einige Grundprobleme nicht lösen und zu spät kommen.

Der Bau und Kauf immer größerer Autos – 2022 waren bereits  43 % der Neuzulassungen SUVs[19]erfordert immer mehr Platz, der nicht vorhanden ist. Schon jetzt wird in Städten die Nutzung des öffentlichen Raums neu verhandelt, etwa indem Parkflächen für große Autos verteuert werden.[20]

Wasserstoff wiederum wird dringend zur Dekarbonisierung der Industrie benötigt. Zudem ist seine Herstellung sehr energieintensiv und die Klimafreundlichkeit abhängig von der Art der Stromerzeugung.[21]

Der Einsatz von sogenannten E-Fuels – Treibstoff auf Wasserstoffbasis – ist noch zweifelhafter: Aufgrund des erwähnten Bedarfs in der Industrie wird kaum Wasserstoff zur Weiterverarbeitung für den Individualverkehr zu vertretbaren Preisen zur Verfügung stehen.

Bliebe als Alternative die Produktion in dünn besiedelten Gebieten des globalen Südens mit anschließender Verschiffung nach Europa. Folglich stellt sich die Frage, ob wir für einen vergleichsweise ineffizienten Energieträger neue Abhängigkeiten in Kauf nehmen möchten.[22] [23]

Ein E-Motor ist viel effizienter als ein Verbrenner.[24] Es erscheint daher logisch, die knappe Ressource Strom direkt zu nutzen.

[19] vgl. Statistik Austria, 2023d, S. 9
[20] z. B. Diskussion in Graz
[21] vgl. Agora Energiewende, 2022, S. 9f., 45f.
[22] vgl. IPCC, 2022b, S. 1184
[23] vgl. UBA, 2019, S. 28f.
[24] vgl. VCÖ, 2023a, S. 11f.

Ein Überblick über alternative Kraftstoffe

Als Gemeinde Impulse setzen.

Gemeinden können durch kompakte Raumstrukturen und dadurch ermöglichte kurze Wege dem Sterben der Ortskerne entgegenwirken und die Aufenthaltsqualität für die Bewohner:innen steigern.

Dadurch erhöht sich die Frequenz an Personen. Dies macht einen Standort im Ort wiederum für Unternehmen – Gastronomie, Handel und Handwerksbetriebe – interessant.[25]

Die Umgestaltung des Straßenraums zugunsten sanfter Mobilitätsformen, zum Beispiel durch die Schaffung von Fußgänger- oder Begegnungszonen oder die Verringerung von Parkmöglichkeiten ist zunächst ungewohnt. Gemeinden wie Trofaiach, die auf diese Weise ihren Ortskern bereits revitalisiert haben, berichten von positiven Erfahrungen.

Die anfänglich skeptische Bevölkerung schätzt nun die neue Aufenthaltsqualität im Ort.[26] [27]

Dazu sollte die Bevölkerung frühzeitig eingebunden werden.

[25] vgl. VCÖ, 2019b, S. 14f.
[26] vgl. VCÖ, 2023b, S. 10
[27] vgl. ORF, 2023b

Kinderfreundliche Straßenraumgestaltung

In verkehrsberuhigten Straßen sind Kinder weitaus selbstständiger und haben mehr soziale Kontakte.[28]
[28] vgl. VCÖ, 2019a , S. 19

Möchten Sie in Ihrem Unternehmen etwas bewegen?

Rund 73% aller Pendelwege in die Arbeit und 76% aller Geschäftsreisen werden in der Steiermark mit dem Auto zurückgelegt.[29]

Zudem machen Firmenautos knapp 80 % aller Pkw-Neuzulassungen in Österreich aus.[30] Unternehmen können insofern einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie die sanfte Mobilität ihrer Mitarbeiter:innen fördern.

Dazu braucht es Anreize:

  • sichere Infrastruktur (Radwege, Radabstellplätze),
  • schnelle Verbindung (Taktung, kurze Wege, nahe Haltestellen)
  • und Komfort (JobTicket, Dienstreisen per 1. Klasse im Zug).

Je nach Standort können sich Firmen bei ihrer Gemeinde und ihrem Verkehrsverbund für eine bessere Anbindung an das Rad- und Öffi-Netz einsetzen. Eine weitere Option bietet die Abstimmung von Arbeitszeiten an die Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs.

Auch könnte darüber nachgedacht werden, steuerliche Abschreibmöglichkeiten für Fahrscheine oder Räder stärker zu nutzen als bei Firmenautos. Steht am Arbeitsort etwa kein Parkplatz zur Verfügung, so werden statt 77 % nur noch 31 % der Wege zum Arbeitsplatz mit dem Auto zurückgelegt.[31]

Die Technische Universität Graz hat etwa einen Bannkreis eingeführt: Nur in Ausnahmefällen (Behinderung o.ä.) bekommen Bedienstete einen der (bewirtschafteten) Parkplätze, wenn sie innerhalb eines Radius von 3 km von ihrem Arbeitsplatz wohnen. Zusätzlich bezahlen Fahrer:innen von fossil betriebenen Pkw eine höhere Parkgebühr als Fahrer:innen von E-Pkw.[32]

Je nach Branche spart auch die regelmäßige Nutzung des Home Offices Wege ein und erhöht nebenbei die Attraktivität als Arbeitgeber:in.

[29] vgl. bmvit, 2016, Anhang C, Teil 3, S. 7
[30] vgl. Statistik Austria, 2023d, S. 8
[31] vgl. bmvit, 2016, S. 88
[32] vgl. TU Graz, 2023, S. 7ff.

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