Flugreisen
und wieso wir lieber am Boden bleiben sollten.
09.11.2023
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Der CO2-Fußßabdruck des Fliegens
Schnell mal über das Wochenende in eine europäische Großstadt zu jetten, ist seit dem Markteintritt von Billigfliegern kein Privileg der Reichen mehr.
Ein Flug von Graz nach London und retour entspricht in etwa einer Tonne CO2-äqu., Wien – Marrakesch doppelt so viel.
Ein Flug von Wien nach New York und zurück entspricht 5,3 Tonnen CO2-äqu.[2]
Das ist mehr als ein Drittel des durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks pro Kopf und Jahr in Österreich (14,7 Tonnen, konsumbasiert) und 3,5 mal so viel, wie uns fairerweise pro Kopf und Jahr zustünden (1,5 Tonnen CO2-äqu).[3]
[2] Daten berechnet mit ClimCalc, 2019 – Emissionsfaktor von Umweltbundesamt bereitgestellt, Distanz basierend auf Luftlinie.org
[3] vgl. mein-fussabdruck.at, 2023
Warum ist Fliegen so ein Problem?
[5] vgl. UBA, 2021b, S. 141. Da aufgrund der Pandemie der Flugverkehr deutlich unterdurchschnittlich war, wurden die Daten aus dem Jahr 2019 als Basis herangezogen.
[6] eigene Berechnung auf Basis von UBA, 2021b, S. 141
[7] vgl. IPCC, 2022b, S. 1086f.
[8] vgl. Ritchie, 2020
Zunächst zu den Treibhausgasemissionen
In Österreich entfallen rund 50.000 Tonnen CO2-äqu. auf den nationalen Flugverkehr. Das sind 0,1 % der Treibhausgasemissionen in Österreich.[4]
Der internationale Flugverkehr wird dabei keinem Land zugeordnet, sondern nur erfasst. Möchte man sie einem Land zurechnen, dann wäre die einfachste Methode, die Gesamtemissionen des Flugs dem Startflughafen zuzuschreiben, weil der getankte Treibstoff die Berechnungsgrundlage für die Treibhausgemissionen darstellt.
Würden die 2,9 Mio. Tonnen CO2-äqu. aus dem internationalen Flugverkehr Österreich zugerechnet werden, erhöht sich der Anteil des Flugverkehrs an den Gesamtemissionen in Österreich um den Faktor 36 auf 3,6 %.[5]
Was können wir tun?
Den größten Anteil der Emissionen im Urlaub macht der Transport aus – weit vor Unterkunft und Aktivitäten vor Ort.[10]
Fast zwei Drittel der Treibhausgasemissionen von Reisetätigkeiten in Österreich entfallen auf das Flugzeug, nur 1,3 % auf Bahn und Bus. Das verbleibende Drittel auf das Auto.[11]
Die Wahl des Verkehrsmittels und die Entfernung sind also entscheidend für die Treibhausgasemissionen.[12] Der effektivste Klimaschutz in diesem Zusammenhang besteht also darin, dass wir am Boden bleiben und mit Bahn und Bus reisen.
Wahl des Reiseziels
Das Reiseziel bestimmt in hohem Maße, welches Verkehrsmittel zur Anreise notwendig ist.
Innerhalb Österreichs kann man öffentlich fast alle Urlaubsregionen erreichen. Dort wo reguläre Linien nicht fahren, gibt es meist Mikro-ÖV-Systeme sowie (Anrufsammel-)Taxis.
Auch beliebte Urlaubsziele am Meer oder Städte sind per Bahn und Bus gut erreichbar.
Reiseziele per Bahn erreichbar
Chrono Trains berechnet die Fahrtdauer in Stundenschritten (bis 5 Stunden). Im Beispiel ausgehend von Graz.
Längere Aufenthalte
Wer Reiseziele ansteuert, die nicht mit Bus oder Bahn erreicht werden können, sollte die Aufenthaltsdauer am Zielort erhöhen. Man hätte so die Möglichkeit, ein Land oder eine Stadt besser zu erkunden. Natürlich wäre es klimafreundlich, vor Ort auf das Auto zu verzichten.
Dienstgeber:innen könnten hierbei unterstützen, indem sie die Kombination von Dienstreise und Urlaub vereinfachen oder das Remote-Arbeiten ermöglichen.
Im Grunde wäre es wichtig, für alle Berufsarten derartige Angebote zu schaffen.
Die Ermöglichung längerer Aufenthalte kann auch für Reisen innerhalb Europas ermöglicht werden – nicht nur bei Anreise mit dem Flugzeug –, um beispielsweise die längere Anreise per Bahn oder Bus auszugleichen.
Kurzstrecke und Anschlussflüge
Kurzstreckenflüge sind eine unnötige Belastung für das Klima, weil es hier gute Alternativen gibt. Rund 35 % aller Flüge von Wien-Schwechat waren im Jahr 2019 kürzer als 800 km.[13]
Speziell Anschlussflüge (Zubringerflüge) sind aufgrund des Bahnausbaus auf jeden Fall vermeidbar, z. B. Flüge von Graz über Wien.
Kann Fliegen klimaneutral sein?
Unternehmen oder deren Produkte präsentieren sich gerne als klimaneutral. Da Fliegen die schädlichste Fortbewegungsart ist und vor allem in der Stratosphäre Schäden verursacht, kann es selbst nicht klimaneutral sein. Deswegen bieten Fluglinien die Möglichkeit an, den eigenen Flug gegen eine Zusatzgebühr zu „kompensieren“. Kompensation kann die Auswirkungen auf das Klima nicht ungeschehen machen. Die Wissenschaft verweist darüber hinaus auf mangelnde Transparenz bzw. Vergleichbarkeit der zugrundeliegenden Daten von Unternehmen und deren Kompensationsprojekten.[14] [15]
So ist oft unklar, ob ein Wiederaufforstungsprojekt nicht ohnehin (also unabhängig des Kompensationsprogramms) umgesetzt worden wäre.[16] Es wird geschätzt, dass nur rund 15 % aller Kompensationsprojekte tatsächlich zu einer zusätzlichen Emissionssenkung beitragen. Beim Rest kann diese zusätzliche Kompensation nicht oder nur teilweise nachgewiesen werden.[17] Klimaneutrales Fliegen würde somit zweierlei Aspekte bedingen: Die Reduktion der Flugbewegungen sowie den Ersatz des Kerosins durch synthetische Kraftstoffe (sogenannte SAFs) für unverzichtbare Flüge, welcher durch eine über die Zeit ansteigende CO2-Steuer finanziert wird.[18] [19]
Wie kann Ihr Unternehmen punkto Klimaschutz abheben?
Vielflieger:innen sind in erster Linie Geschäftsreisende.[20] Insofern können hier große Mengen Treibhausgase eingespart werden. Unternehmensweit können Reduktionsziele festgelegt werden: Bis zum Jahr 2030 werden beispielsweise die Flüge der Mitarbeiter:innen halbiert.
Wenn Sie Alternativen zum Flug schaffen möchten, müssen Sie hierfür die Alternativen auch attraktiv machen. Ein betriebliches Mobilitätsmanagement zur Bevorzugung von Bahn/Bus gegenüber Flügen hilft dabei. So können Sie 1. Klasse-Tickets oder Einzelabteile im Schlafwagen zum Standard erklären, deren Kosten auch übernommen werden. Innerhalb Österreichs kann es auch ein (Zuschuss zum) Klimaticket sein.
Damit auch ein weiterer Anreiz zum Umstieg gegeben ist, können Flüge, so sie als Dienstreise abgerechnet werden, intern verteuert werden. Klimafreundliche Fortbewegungsarten könnten mit diesen Einnahmen subventioniert werden. Auch die Nichtübernahme von Flugkosten wäre denkbar, wenn alternative Reisemöglichkeiten zumutbar sind.
Solche und weitere Maßnahmen hat beispielsweise die Technische Universität Graz beschlossen.[21] Ebenso könnten Anreize oder Möglichkeiten für Mitarbeiter:innen, die zu einem bestimmten Ort fliegen müssen, geschaffen werden, auch länger zu bleiben – entweder als Privataufenthalt oder mittels Remote-Working Erlaubnis.
Als Alternative zu Dienstreisen kann die durch die Corona-Pandemie beschleunigte Nutzung digitaler Kommunikationsmedien weiter ausgebaut werden. Die Umstellung auf online Meetings ist mittlerweile in vielen Bereichen selbstverständlich und ist wesentlich klimafreundlicher als zu fliegen.
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