Bodenschutz

letztes Update

08.11.2023

Der Boden stellt eine wesentliche Lebensgrundlage für den Menschen dar. Ein gesunder Boden ist wichtig für die Lebensmittelproduktion, für die Biodiversität, als Schutz vor Erosion und Hochwasser, für die Bindung von Kohlenstoff und für die Bereitstellung von weiteren Ökosystemdienstleistungen.[1]

[1] vgl. UniNEtZ, 2021a, S. 2

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Flächenverbrauch

Derzeit gehen wir aber nicht sorgsam mit dem Boden um.

Täglich werden in Österreich 11,3 Hektar (ha), also 113.000 m2, für den Bau von Gebäuden, Straßen und anderen Infrastrukturen verbraucht.

Davon entfällt fast ein Drittel auf die Steiermark: umgerechnet rund 4 Fußballfelder (ca. 2,77 ha) täglich.[2]

Damit verbraucht die Steiermark mehr Boden als die österreichische Bundesregierung (2020-24) sich mit 2,5 ha pro Tag für ganz Österreich zum Ziel gesetzt hat.[3]

[2] vgl. UBA, o. J. a Der aktuelle Wert bezieht sich auf den Durchschnitt der drei Jahre 2018-2020 – 11,9 km2 Steiermark, 41,8 km2 Österreich. Der Versiegelungsgrad in der Steiermark liegt bei 40 %.
[3] vgl. Bundeskanzleramt, 2020, S. 104

Der Supermarkt auf der grünen Wiese steht sinnbildlich für diese Entwicklung. Die Verlagerung vieler Funktionen an den Rand von Gemeinden hat das Sterben der Ortskerne verursacht.[4]

Auch der hohe Anteil von Einfamilienhäusern in der Steiermark (ca. 70 %)[5] erschwert ein klimafreundliches Leben, z. B. aufgrund der Abhängigkeit vom privaten Pkw.[6]

[4] vgl. Svanda & Zech, 2022, S. 1
[5] vgl. Statistik Austria, 2013
[6] vgl. Svanda & Zech, 2022, S. 1

Stephan Baur / stock.adobe.com

Anvisierte Reduktion des Bodenverbrauchs bis 2030

Die Bedeutung der Böden für das (Welt-)Klima​

Neben der Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasemissionen müssen wir dieses CO2 auch wieder binden.

Böden waren mit einem Anteil von 32 % zwischen 1850 und 2019 als Kohlenstoffsenken bedeutender als die Meere (24,4 %) – der Rest verblieb in der Atmosphäre.[7]

Die größten Kohlenstoffspeicher weltweit sind Feuchtgebiete wie Moore oder Augebiete. Pro Hektar speichern sie die größte Menge Kohlenstoff.[8] [9]

Jedoch hat der Aufbau der Feuchtgebiete als Kohlenstoffsenken viel Zeit in Anspruch genommen. Wälder dagegen speichern Kohlenstoff am schnellsten. Dieser Prozess heißt Sequestrierung.[10]

Natürlich gibt es dabei große Unterschiede, je nachdem, welche Bäume darin wachsen und wie sie bewirtschaftet werden.

[7] vgl. IPCC, 2021, S. 699
[8] vgl. IPCC, 2000
[9] vgl. EEA, 2022a
[10] vgl. EEA, 2022b

Die Fähigkeit verschiedener Ökosysteme CO2 zu binden pro Hektar und Jahr

Die Art des Bodens ist ausschlaggebend dafür, wie viel CO2 dieser pro Jahr und Hektar im Durchschnitt binden kann.

Bauen: Deutlich weniger Flächen versiegeln

Mit der Wohnortwahl haben wir großen Einfluss auf unsere Treibhausgasemissionen:

Wer zentral in einer Stadt, in einem flächeneffizienten Geschoßwohnbau, in der Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln wohnt oder alle Bedürfnisse des Alltags innerhalb eines 15-Minuten-Fuß/Fahrrad-Radius befriedigen kann, hat einen kleineren CO2-Fußabdruck.[11] [12]

Wir können zum Bodenschutz konkret beitragen, wenn wir selbst den Bedarf an versiegelten Flächen zurückschrauben.

Anstatt neu in der Fläche zu bauen, wäre es sinnvoller, in die Höhe zu bauen, bestehende leerstehende Gebäude zu nutzen und  versiegelte Flächen zu recyceln.

Das gilt im Großen – Stichwort Raumplanung, Entwicklungskonzepte und Flächenwidmung – wie im Kleinen: Will ich in einer Wohnung wohnen, oder in einem Einfamilienhaus? Muss ich ein neues Haus bauen oder ziehe ich in ein bestehendes Haus?

Zufußgehen, Radfahren und das Nutzen von Öffis senken ebenso den Platzbedarf und schonen den Boden wie das Senken erlaubter Höchstgeschwindigkeiten.[13]

[11] vgl. VCÖ, 2019a, S. 11ff.
[12] vgl. Svanda & Zech, 2022, S. 10
[13] vgl. VCÖ, 2021, S. 28

Der Nutzen der Bäume

Die gewonnenen Flächen könnten wiederum für das Setzen von Bäumen genutzt werden, die wiederum CO2 speichern.

Das Gleiche können wir auch im eigenen Garten machen und dabei auch eine Klimawandelanpassungsmaßnahme für uns selbst umsetzen: Für die künftigen Hitzewellen sind im Hochsommer die richtigen Bäume Schattenspender.

Bäume helfen auch beim Bodenaufbau, z. B. in Form der Agroforstwirtschaft – einer Mischform von Ackerbau, Tierhaltung und Forstwirtschaft.[14] [15]

Die Standortwahl von Unternehmen oder die Expansion des Betriebsgeländes ist ebenso für den Schutz von Böden von Bedeutung, wenn dadurch keine neuen Böden versiegelt werden.

[14] vgl. IPCC, 2019c, S. 21ff.
[15] vgl. UniNEtZ, 2021b, S. 2

Was kann man noch tun: Ein Blick in den Bodencheck

Einen guten Überblick über Maßnahmen für Gemeinden gibt der Bodencheck des Klimabündnisses. Vorgeschlagene Maßnahmen betreffen die ökologische Bewirtschaftung, den Schutz vor Naturgefahren und Erosion, die Raumplanung, den Natur- und Landschaftsschutz und uvm.

Landwirtschaft: Boden aufbauen

Neben der Verringerung der Flächeninanspruchnahme ist auch die Art der Bewirtschaftung von Böden ein großer Hebel.

Der Einsatz schwerer Traktoren und anderer landwirtschaftlicher Maschinen, Pflügen und falsche Zeitpunkte der Bodenbearbeitung führen zu Humusabbau und Bodenverdichtung.

Dies hat wiederum zur Folge, dass – gleich wie bei versiegelten Böden – das Wasser nicht einsickern kann. Das Wasser rinnt an der Oberfläche ab oder es kommt bei Starkregen zu Überschwemmungen. Dieser Oberflächen-Wasserfluss, wie auch durch Wind gepaart mit Dürre, lässt Böden erodieren.

Durch den Verlust von Humus und Nährstoffen im Boden sinkt auch die Bodenfruchtbarkeit.[16]

Auf diese Probleme haben unter anderem die Wasserschutzbauern reagiert – eine Initiative im Steirischen Zentralraum (Bezirke: Graz, Graz-Umgebung, Voitsberg). Sie bieten Wissen an und beraten Landwirt:innen, wie sie ihren Boden schonend bewirtschaften können und das Wasser schützen.

[16] vgl. Lindenthal & Schlatzer, 2020, S. 22ff.

Blühende Landwirtschaft nach erfolgreichen Bodenaufbau

Eine biologische Bewirtschaftung – zumindest der deutlich reduzierte Einsatz von Pestiziden und fossilem Dünger (= Regenerative Landwirtschaft[17]) – unterstützt wiederum das Bodenleben und die Biodiversität.

Die reduzierte Flächenproduktivität der Biolandwirtschaft kann dadurch ausgeglichen werden, dass wir auf den Flächen, auf denen derzeit Futtermittel produziert werden, z. B. Gemüse für den direkten Verzehr durch den Menschen anbauen.

Insofern ist auch unser Ernährungsstil ein gewichtiger Einflussfaktor.[18]

[17] vgl. Alchemia Nova, o. J.
[18] vgl. Lindenthal & Schlatzer, 2020, S. 24

Ein vormals künstlich mit fossilem Dünger am Leben erhaltener Maisacker wurde durch bodenschonende Landwirtschaft wiederbelebt. Heute wird mit bio-intensiver Gartenbaumethoden Gemüse angebaut. Im Foto einer der seltenen Einsätze eines kleinen Traktors der Kleinen Farm in der Südsteiermark.

Grafik: Sascha Pseiner

Ökoregion Kaindorf

Seit 2007 setzt sich die Ökoregion Kaindorf für gesunde Böden ein: Das Humusaufbauprogramm mit österreichweit bereits 3.000 ha Ackerfläche trägt zur CO2-Bindung bei.[19]

Bei einem Humusgehalt von 1 % können pro Hektar rund 75,9 Tonnen CO2 gespeichert werden.[20] Ein gesunder Boden sollte aber einen höheren Humusgehalt haben[21] – insofern besteht Potential.

Die Anreicherung von Kohlenstoff in Form von Humus wird vom Weltklimarat (IPCC) als wichtige Maßnahme gegen die Klimakrise angesehen.[22]

[19] vgl. Ökoregion Kaindorf, o. J.
[20] vgl. Verein Humus+, o. J.
[21] vgl. LK NÖ, 2018
[22] vgl. IPCC, 2019b, S. 398 ff.

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