Der Verlust der Artenvielfalt

letztes Update

08.11.2023

Von rund 150.000 untersuchten Tier- und Pflanzenarten gelten über 42.000 als gefährdet auszusterben.[1] Rund 1 Million bzw. 25 % aller Arten sind es laut Hochrechnung.[2]

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Der Mensch ist im Anthropozän der bestimmende – gestaltende und zerstörende – Einflussfaktor auf dem Planeten.[3] Er trägt maßgeblich zum weltweiten Artensterben bei.[4]

Die Artenvielfalt (Biodiversität) bezieht sich dabei sowohl auf die genetische Vielfalt innerhalb einer Art als auch auf die Vielfalt (Anzahl) von Arten und der Ökosysteme selbst sowie die realisierbaren Funktionen und Prozesse in einem Ökosystem,[5] [6] damit sie beispielsweise im Gleichgewicht bleiben (z. B. das Räuber-Beute-Gleichgewicht).

Intakte Ökosysteme sind wiederum für den Menschen von zentraler Relevanz.[7]

[1] vgl. IUCN, 2023
[2] vgl. IPBES, 2019, S. XXVIIIff.

[3]
 vgl. IUGS, o. J.

[4]
 vgl. IPBES, 2019, S. 3f.

[5] vgl. UN CBD, 1992, S. 3
[6] vgl. IPBES, 2019, S. 1040
[7] vgl. UN CBD, 1992, S. 3

Ökosystem­dienstleistungen

Ökosysteme stellen dem Menschen ohne dessen Zutun wertvolle Leistungen zur Verfügung und bieten ihm dadurch eine Lebensgrundlage.

Dazu gehören beispielsweise die Klimaregulierung, das Bestäuben von Blüten, die natürliche Filtration von Wasser und die Bereitstellung von frischer Luft.[8]
Zudem ist die genetische Vielfalt für die Entwicklung von Medikamenten sowie in der Landwirtschaft von großer Bedeutung.[9]

Nicht alles, was Ökosysteme bereitstellen, ist überlebensnotwendig, erfüllt dennoch einen positiven Zweck, z. B. wenn wir uns im Grünen erholen können. Darum ist der Erhalt der Artenvielfalt unerlässlich.[10] [11]

[8] vgl. IPCC, 2022a, S. 207
[9] vgl. IPCC, 2022a, S. 458 

[10] vgl. IPBES, 2019, S. 1033ff. 
[11] vgl. IPCC, 2022a, S. 207

Ursachen

Klimakrise

Die erforderliche Wanderungs- und Anpassungsgeschwindigkeit aufgrund der überdurchschnittlich schnellen Klimaveränderung stellt eine große Herausforderung für viele Arten dar.[12] [13]

Zu diesen Herausforderungen zählen die steigenden Durchschnittstemperaturen, Extremwetter wie Hitzewellen und Trockenheit, Starkregenereignisse, Stürme, Fluten sowie der Druck von (invasiven) Neophyten (eine ursprünglich im Ökosystem nicht heimische Pflanze).[14] [15]

[12] vgl. IPCC, 2022a, S.407
[13] vgl. IPCC, 2022a, S. 258ff.

[14] vgl. IPBES, 2019, S. 126
[15] vgl. IPCC, 2022a, S. 224

Direkter Beitrag des Menschen

Tony A / stock.adobe.com

Neben den Auswirkungen der Klimakrise trägt der Mensch auch auf verschiedene andere Arten zum Verlust der Artenvielfalt bei.[16] Ein paar Beispiele:

Landnutzungsänderungen, z. B. durch Trockenlegung von Mooren, Abholzung, Bautätigkeiten, Erschließung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Bergbau und andere Rohstoffförderungen, zerstören Ökosysteme unmittelbar.

Wild lebende Tiere werden zurückgedrängt. Durch Jagd und die Übernutzung natürlicher (Fisch-)Bestände – auch durch Beifang – werden die Populationen reduziert, sodass die Reproduktivität gefährdet wird.

Der Anbau von wenigen, standardisierten Sorten in der Landwirtschaft schränkt die Vielfalt der Gene der pflanzlichen Lebensmittel ein. Diese„Monokultur“ spielt auch in der Tierhaltung eine Rolle, wenn nur gewisse Rassen weiter gezüchtet werden.

Die Einschleppung von Habitat-fremden Spezies – beabsichtigte oder unbeabsichtigte – kann heimische Arten verdrängen.

Vom Menschen verursachte Feuer – absichtlich (z. B. Brandrodung), fahrlässig (z. B. Zigaretten) oder unabsichtlich (z. B. Funkenflug) – können sich rasch ausbreiten und ganze Landstriche in Mitleidenschaft ziehen.

Hinzu kommen diverse Verschmutzungen in der Atmosphäre, der Böden und Gewässer durch menschliche Tätigkeiten (Landwirtschaft, Industrie, Müllaufkommen, etc.).

Eine vollständige Auflistung listet der Bericht des Weltbiodiversitätsrats auf.

[16] vgl. IPBES, 2019, S. 54ff.

Verlust der Artenvielfalt im Zuge der Erderhitzung

Im Zuge der Klimakrise sind einzelne Arten bereits jetzt (bei rund 1 °C Erhitzung der globalen Durchschnittstemperatur) vom Aussterben bedroht. Diese Karte zeigt den möglichen Artenverlust bei einer Erhitzung von 1,5 °C (links) und 3 °C (rechts).

Grafik: vgl. IPCC, 2022c, S. 13

Die „grünen Lungen” der Erde

Der Amazonas-Regenwald gilt als eines der artenreichsten Ökosysteme der Landoberfläche.[17] [18] Er beheimatet Arten, deren natürliche Inhaltsstoffe z. B. für die Medizin relevant sind.[19] Gleichzeitig ist er eine der „grünen Lungen“ der Erde und ein wichtiger CO2-Speicher. Damit ist der Regenwald für das globale Klimasystem besonders bedeutsam.[20] Der Rückgang der Waldfläche durch Brandrodung und andere Landnutzungsänderungen, z. B. durch die Landwirtschaft, setzt große Mengen an Treibhausgasen frei.

[17] vgl. WWF Österreich, o. J. b
[18] vgl. IPBES, 2019, S. 219,  S. 257

[19] vgl. IPBES, 2019, S. 223
[20] vgl. IPCC, 2021, S. 740

Folgen

Korallenriffe - Bedrohte Vielfalt

Aufgrund der Erwärmung der Ozeane und deren Versauerung sind viele Tierarten im Meer bedroht. Korallen werden bei einer globalen Erwärmung von über 1,5 °C nahezu komplett verschwinden. Die Versauerung der Ozeane führt bereits zur Bleiche und zum Absterben von ganzen Korallenriffe.[21] [22]

Es gehen damit wertvolle Biodiversitäts-Hotspots verloren, Dadurch werden ganze maritime Nahrungsnetze geschädigt:[23] [24] Korallenriffe dienen nämlich als Nährstoffquellen, Rückzugsorte und Laichplätze für Fische und andere Meeresbewohner, schützen vor Küstenerosion und sind essentiell für den regionalen Tourismus.

[21] vgl. IPCC, 2022a, S. 413ff.
[22] vgl. IPCC, 2021, S. 720ff.

[23] vgl. IPCC, 2018, S. 226f.
[24] vgl. IPCC, 2022a, S. 414

Druck auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt

Von der Temperaturerhöhung ist in Österreich insbesondere die Alpenflora oberhalb der Waldgrenze betroffen. Viele Pflanzenarten ziehen sich in kühlere, höher gelegene Gebiete zurück.[25]

Hinzu kommt, dass heimische Arten aufgrund wärmerer Klimabedingungen und der damit verbundenen Ausbreitung invasiver Arten verdrängt werden.[26]

Die Entfernung von invasiven Arten kann sehr kostspielig sein[27] und ist praktisch kaum zu bewerkstelligen.

[25] vgl. APCC, 2014, S. 37, S. 468
[26] vgl. APCC, 2014, S. 37, S. 948f.

[27] vgl. IPBES, 2019, S. 126

Ambrosia artemisiifolia

Die auch als Ragweed bekannte Pflanze ist ein Neophyt, welcher sich schnell ausbreiten kann und die heimische Artenvielfalt bedrohen kann.

Sie ist von Allergiker:innen auch im Herbst gefürchtet, da die Reizschwelle gegenüber anderen Pflanzen niedriger ist.

Aussagen über die künftige Verbreitung sind schwer zu treffen, da in Versuchen eine höhere Konzentration von CO2 das Wachstum fördert, aber Ragweed auch ausreichend Wasser zum Überleben benötigt.[28]

Im Burgenland gibt es eine Bekämpfungspflicht.[29]

[28] vgl. APCC, 2018, S. 193f.
[29] vgl. RIS, 2021a

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